Otto Grünmandl Biographie
OTTO GRÜNMANDL (1924 – 2000)
DER MEISTER DES HÖHEREN UNSINNS
Otto Grünmandl wurde am 4. Mai 1924 als drittes von vier Kindern in Hall geboren. In der Zeit von 1938 bis 1945 waren er und seine Familie der Verfolgung durch das NS-Regime ausgeliefert. Das Kaufhaus Grünmandl wurde arisiert und Otto wurde 1945 zur Zwangsarbeit in Rositz/Thüringen verpflichtet.
Aus dieser Zeit stammt sein erstes erhaltenes Gedicht. In der Nachkriegszeit begann Otto zu schreiben. Es entstanden Gedichte und die Novelle „Der Gefangene“.
Zunächst begann er ein Studium der Elektrotechnik in Graz, das er aber schon kurz nach Beginn wieder abbrach. Jahre danach kommentierte er dies mit den Worten: „Seither habe ich von der Elektrotechnik wenig Ahnung, aber das fundiert.“
In der Folge arbeitete er im familiären Unternehmen als Textilkaufmann, ehe er sich Mitte der 1960er-Jahre als freier Schriftsteller versuchte.
Bevor er sich der Kleinkunst zuwandte, verfasste er mehrere Hörspiele, Theaterstücke und Prosa. 1970 erhielt er den Österreichischen Staatspreis für das Hörspiel „Rochade“. Grünmandl war zwischen 1972 und 1981 Leiter der Sparte Unterhaltung des ORF-Landesstudios Tirol.
Mit seinen „Alpenländischen Interviews“ (1970 im ORF-Radiosender Ö3) wurde er rasch einer großen Hörer:innenschaft bekannt. Diese „Alpenländischen Interviews“, die er zusammen mit Theo Peer gestaltete, kamen auch zur öffentlichen Aufführung.
1976 trat er beim „steirischen herbst“ mit seinem ersten Solo-Kabarett-Programm „Der Einmannstammtisch” auf. Für sein nächstes Programm „Ich heiße nicht Oblomow” erhielt er 1978 den Deutschen Kleinkunstpreis.
Weitere Programme folgten: „Ich bin ein wilder Papagei” (1981), „Ich komme aus der Wirtschaft” (1984), „Ein Fußbad im schwarzen Meer” (1985), „Politisch bin ich vielleicht ein Trottel, aber privat kenn’ ich mich aus” (1987), „Ich bin der Kaiser Nero” (1990), „Kreisverkehr” (1992) und „The Mountain Singers” (1997). Grünmandl trat überwiegend in Österreich und Bayern auf.
1992 erhielt er für sein Lebenswerk den Deutschen Kleinkunst-Ehrenpreis.
Otto Grünmandl wirkte aber auch in Fernseh- und Radiosendungen sowie in Theaterstücken und Filmen mit – unter anderem in „71 Fragmente einer Chronologie des Zufalls“ vom späteren Oscar-Preisträger Michael Haneke. In den 1990ern spielte er in mehreren Produktionen der Münchner Kammerspiele, oft an der Seite von Gerhard Polt.
Daneben schrieb er Drehbücher und Beiträge für Fernsehsendungen, Kolumnen und Theaterstücke, u.a. „Tirili“, eine Posse mit Gesang, geschrieben und dargestellt von Grünmandl und Georg Kreisler mit Ensemble (1993).
Grünmandl war überdies Gründungmitglied der Tiroler Volksschauspiele, die 1981 mit Franz Kranewitters Stück „Die sieben Todsünden und ein Totentanz“ in der Burg Hasegg in Hall aus der Wiege gehoben wurden, ehe sie ein Jahr später nach einem veritablen Theaterskandal in Telfs eine neue Heimat fanden.
1996 realisierte er schließlich in seinem Heimatort Hall in Tirol – genauer gesagt in der Salvatorgasse – ein Zimmertheater, wo er an jedem Wochenende eines seiner alten Kabarettprogramme spielte.
Otto Grünmandl war ein Meister des höheren Unsinns.
Zugleich war Grünmandl Zeit seines Lebens auch als Schriftsteller tätig. Er veröffentlichte u.a. die Novelle „Ein Gefangener“ (1956), den Roman „Das Ministerium der Sprichwörter“ (1970), den satirischen Reisebericht „Es leuchtet die Ferne“ (1985), den Satireband „Robinson, Freitag und das Krokodil“ (1986).
2000 erschien posthum der Gedichtband „Hinter den Jahren“. Die sehr ernsten lyrischen Texte zeigen einen ganz anderen Grünmandl als den, den man zu kennen glaubte.
Otto Grünmandl hat seine Gedichte nur ein einziges Mal öffentlich vorgetragen – und zwar im Herbst 1999 im ORF Tirol. Dies sollte auch sein letzter öffentlicher Auftritt sein.
Am 3. März 2000 starb Otto Grünmandl in seiner Heimatstadt Hall.
2012 wurde Grünmandls umfangreicher Nachlass dem Innsbrucker Brenner-Archiv übergeben, wo man sich seitdem intensiv mit seinem Werk beschäftigt.